Habe ich im letzten Blogeintrag meine Reha-Zeit umrissen und darauf abgestellt, dass Dankbarkeit und Schmerz oft eng zusammenhängen können, so möchte ich diese Zeilen ganz konkret denen
widmen, die mit mir zusammen Bewohner auf Zeit in dieser „Welt“ waren, die irgendwo zwischen Paralleluniversum und Seifenblasendasein einzuordnen ist. Gleichzeitig hoffe ich, dass du, auch wenn du
nicht dabei warst, dich in dem einen oder anderen wiederfinden kannst. Auch jetzt garantiere ich kein schmales Zeilenblatt, einfach weil es so wichtig ist!
Bevor ich meine Kur angetreten habe, wusste ich:
Es wird speziell, anders, besonders, ungewohnt, intensiv, lustig, schmerzhaft und wohltuend zugleich. Ich würde powern und alles geben, würde mental und physisch an meine Grenzen stoßen, diese
hier und da neu stecken und ebenso über sie hinauswachsen sowie Impulse für meinen Alltag außerhalb dieser Seifenblase erhalten.
Das, was ich nicht im Blick hatte und, was vielleicht noch viel mehr in mir bewegt hat als das soeben Aufgezählte, war tatsächlich die Gemeinschaft mit „Gleichgesinnten“, diese Community oder "WG
auf Zeit" innerhalb der sicheren Mauern unseres Paralleluniversums.
Weit weg vom Alltag, beruflichen Verpflichtungen, Routine, Haushalt, Kindern, Partner oder standardisierten Abläufen, die wunderbar dazu beitragen, vor sich selbst davonlaufen zu können, hatte
ich nicht nur Zeit mich selbst besser kennen zu lernen, sondern eben auch zwischen medizinischen Anwendungen, privaten Pläuschen oder kulturellem Spektakel anderen „Leidensgenossen“ zu begegnen.
Innerhalb kürzester Zeit wurden manche von ihnen zu Wegbegleitern, guten Bekannten, geschätzten Ratgebern und sogar zu Freunden, einfach weil wir einander still verstanden. In dieser Welt waren
keine großen Erklärungen nötig, ein gewisses Grundverständnis für Sorgen, Probleme oder Krankheit war einfach vorhanden. Wir entdeckten gemeinsame Parallelen, Verbundenheit, haben uns motiviert
und Mut zugesprochen, durften voneinander lernen, füreinander da sein und haben das Leben mit Tränen oder gutem Wein begossen.
Inzwischen ist die Seifenblase geplatzt und jeder von uns ist wieder in seinem Alltag angekommen und mit allen Herausforderungen aufs Neue konfrontiert. Uns trennen Kilometer und Welten, in denen
wir uns ohne unseren „Ausflug“ vielleicht nie begegnet wären. Die Gemeinsamkeiten, die Verbindung und das gemeinsam Erlebte bleiben jedoch bestehen, und das ist so viel wert!
Ich wünsche jedem, auf „Gleichgesinnte“ zu treffen und vielleicht keine Seifenblasen-WG zu gründen, aber einen Ort zu finden, an dem sie bzw. er Annahme und Anteilnahme erfährt.
Manchmal lohnt es sich, bewusst aus dem Alltäglichen herauszutreten und sich überraschen zu lassen, was einen erwartet und auf wen man trifft. Wenn man daran festhält, schafft man es sogar
vielleicht, dass das Erlebte nicht wie eine Seifenblase zerplatzt und in Vergessenheit gerät, sondern, dass es einen positiven und nachhaltigen Effekt hat, der einen verändert- mit neu gewonnenen
Wegbegleitern an seiner Seite.
Marie Gabrielle
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